PETER EÖTVÖS CONTEMPORARY MUSIC FOUNDATION@TONHALLE
THReNSeMBle
Péter Eötvös Leitung Creative Chair
Balázs Horváth Leitung
Anton Mecht Spronk Violoncello
Roland Szentpáli Tuba
Miklós Lukács Cimbalom
Péter Tornyai
„QuatreQuatuors“ für Ensemble (2010), Schweizer Erstaufführung
György Kurtág
„Brefs messages“ op. 47 für Kammerensemble (2011)
Máté Bella
„Chuang Tzu’s Dream“ für Violoncello und Ensemble (2008), Schweizer Erstaufführung
—
Máté Balogh
„Jam Quartet“ für Kammerensemble (2016), Schweizer Erstaufführung
Balázs Horváth
„pikokosmos = millikosmos“ für Tuba und Ensemble (2015), Uraufführung
Péter Eötvös
„da capo“ für Cimbalom und Ensemble (2014), Schweizer Erstaufführung
Das nun war ein grossartiger Abend – aktuelle Musik aus Ungarn,
gespielt von einem Ensemble aus Ungarn (mit einer südeuropäischen
Oboistin, die aber jetzt in Zürich bleiben – und das Ensemble demnach
wohl verlassen – wird und einem lokalen Cellosolisten als Gast). Das
besondere am THReNSeMBle – und an Peter Eötvös selbst – ist der Ansatz,
dass die Musiker zugleich auch Komponisten sind und umgekehrt. So war
Péter Tornyai auch als Bratschist im Ensemble dabei und der Gründer und
Leiter der Gruppe Balázs Horváth auch als Komponist vertreten (ebenso
wie Eötvös, der die meisten Stücke dirigierte, während wenigstens Balogh
sein Stück selbst dirigierte – die Erinnerung an solche
Äusserlichkeiten schwindet leider schon wieder) – ein von Pierre Boulez
entliehenes Konzept, das in früheren Zeiten von grosser
Selbstverständlichkeit war. Und es gerne wieder werden dürfte, zumal
wenn die Ausbeute so überzeugend ausfällt.
Das Cellokonzert von Bella war das grosse Highlight, auch weil Spronk
grossartig spielte. Die Stücke von Kurtág und Horváth fand ich
ebenfalls phantastisch. Das erste von Tornyai hätte an sich mit vier
über den ganzen Raum verteilten Gruppen gespielt werden müssen, was im
kleinen Saal nur mit grösstem Aufwand möglich gewesen wäre (im grossen
auch, zumal dieselben Instrumente danach alle auf die Bühne geschleppt
hätten werden müssen). Schlimmer noch war aber, dass keine Harfe erklang
sondern eine am Synthesizer simulierte – am fehlenden Instrument lag
das kaum, aber in keinem anderen Stück war eine Harfe vonnöten und so
griff man wohl zu dieser Notlösung, die im Gespräch mit Eötvös, das vor
dem Konzert im Foyer stattfand, auch erwähnt wurde (sonst hätte ich wohl
nicht gedacht: „aha, das soll jetzt also die Harfe sein“). Aber gut,
das Stück wird deshalb nicht schlecht, bloss müsste man es halt unter
anderen Bedingungen hören können. Etwas gewöhnungsbedüftig fand ich das
erste Stück nach der Pause, das als „jazzig“ eingeführt wurde (die
Ignoranz der Klassikwelt dem Jazz gegenüber schmerzt mich sehr – ich
muss darauf achten, einen Eötvös wegen einer dämlichen Bemerkung nicht
gleich geringer zu schätzen). Der Cellist des Ensembles wirkte quasi
solistisch, im Quartett mit Flöte, Flügel und Percussion (drei Triangel
nur) sowie einer Spieldose, die an einer Stelle zum Einsatz kam (die
„jammt“ halt nicht, darum ist es wohl ein „Jam Quartet“, auch wenn fünf
Musiker auf der Bühne sind). Das abschliessende Stück von Eötvös selbst
überzeugte mich nicht vollends, manche Passagen schienen mir zu sehr auf
den Witz kalkuliert, andere eher filmisch – und ziemlich langweilig,
auch wenn sie nur als Übergang gedacht sein mögen. Das Cimbalom war
übrigens nicht nur in diesem letzten Stück präsent sondern in zwei oder
drei weiteren auch – aber in keinem so präsent wie in diesem letzten, wo
es zwar nicht wie zuvor das Cello oder die Tuba einen dem Ensemble
quasi gegenübergestellten Solopart hatte, aber doch immer wieder
solistisch zu hören war.
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