Musikalische Leitung – Giovanni Antonini
Inszenierung – Christof Loy
Bühne – Johannes Leiacker
Kostüme – Ursula Renzenbrink
Lichtgestaltung – Bernd Purkrabek
Choreografie – Thomas Wilhelm
Dramaturgie – Kathrin Brunner
Alcina – Cecilia Bartoli
Ruggiero – Philippe Jaroussky
Morgana – Julie Fuchs
Bradamante – Varduhi Abrahamyan
Oronte – Fabio Trümpy
Melisso – Krzysztof Baczyk
Cupido – Barbara Goodman
Orchestra La Scintilla
Statistenverein am Opernhaus Zürich
Gestern in der Oper … extra länger geschlafen und kürzer gearbeitet,
um zwischen 19 und 23 Uhr nicht wegzudösen (es gab leider zwei überlange
Pausen, musste jeweils auch umgebaut werden, die ganze Vorstellung
dauert daher wirklich fast genau vier Stunden). Erneut war La Scintilla
zu hören, das Spezialisten-Ensemble für alte Musik, mit dem Bartoli auch
schon aufgenommen hat (auf meinen Stapeln liegt die BluRay von Rossinis
„Otello“ mit Bartoli). Es leistete unter Giovanni Antoninis Leitung
einmal mehr ganze Arbeit, und der Dirigent griff für eine Passage (bzw.
Begleitung einer Arie) im zweiten Akt auch mal noch selbst zur
Blockflöte.
Die Inszenierung – im „Bauch“ eines Barocktheaters – kam mir etwas
unmotiviert aber überaus stimmig vor, es gab ein paar Statisten mit
Tiermasken, die auf der Bühne herumlagen, einen „Lift“ (der natürlich
von der anderen Seite – das Publikum sass quasi hinter der Bühne – dazu
diente, die Schauspieler im Boden zu versenken), es gab eine obere und
untere Ebene (Bühne bzw. Untergrund), am Ende versank die böse Zauberin,
als ihr Bann gebrochen, mittels des erwähnten Liftes im Bühnenboden,
aber bis dahin hatte das Bühnenbild gedreht und das war dann fürs echte
Publikum gedacht – ein paar Stroboskop-Blitze gab es frei Haus dazu.
Doch die Figurenführung war effektiv und die Spannung wurde über die
volle Länge fast immer gehalten.
Die Hauptsache aber – selbstverständlich – der Gesang. Cecilia
Bartoli in der Titelrolle war durchaus eindrücklich, vor allem wie sie
auch enorm leise singen und die Spannung perfekt halten konnte. Philippe
Jaroussky als Ruggiero war insgesamt für mein Empfinden eher noch
eindrücklicher – sein Gesang bis ins letzte Detail perfekt, ohne darob
die Lebendigkeit des Vortrages zu vergessen oder einfach nur in
Schönklang zu versinken. Die Morgana von Julie Fuchs war ebenfalls
erstklassig; wie Bartoli war sie schon bei der ersten Aufführung dieser
Inszenierung vor zwei, drei Jahren mit dabei, statt Jaroussky sang
damals Malena Ernman – ich kenne sie nicht gut, bin aber doch sehr froh,
Jaroussky bei seinem überzeugenden Debut an der Oper in Zürich gehört
zu haben, überdies bietet das Stück ja eh schon genügend
Verwirrungspotential mit Bradamante/Ricciardo. Diese wurde sehr
überzeugend von Varduhi Abrahamyan gesungen (auch aus der Erstaufführung
dabei, wie übrigens auch Giovanni Antonini, der Mann am Pult) – mit
einem dunklen aber überaus warmen Alt.
Nicht zu verachten waren auch die Tanzeinlagen. Ein sechsköpfiges
Ensemble von Tänzern gab es zuerst während des mittleren Teils der
Ouvertüre und dann erneut – und ausgiebig – im dritten Akt zu bewundern.
Witzig auch der Einfall mit dem nicht mehr ganz taufrischen Cupido, der
immer wieder auftaucht (auch als Referenz im Text), stumm verkörpert
von der Tänzerin Barbara Goodman. Ein paar Chor-Extras gab es im dritten
Akt auch noch, da und dort ein paar Statisten, und natürlich die beiden
ebenfalls solide gesungenen kleineren männlichen Rollen des Oronte
(Fabio Trümpy) und des Melisso (Krzysztof Baczyk).
Zumindest in jüngerer Zeit, wenn nicht überhaupt, war das meine erste
opera seria auf der Bühne – natürlich kann man die Reihung von Nummern
langweilig finden, aber was Händel sich da alles an Melodien einfallen
liess, ist wirklich beeindruckend, und wenn das mit einem so tollen
Sänger_innen-Ensemble und in einer durchaus brauchbaren Inszenierung
aufgeführt wird, dann vergisst man den Nummern-Revue-Charakter leicht
und es entsteht durchaus ansprechendes Theater.
Auf jeden Fall ein fabelhafter musikalischer Auftakt ins neue Jahr, keine Frage!
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