Donald Runnicles Leitung
Anja Harteros Sopran
Anton Webern: „Im Sommerwind“ Idylle für grosses Orchester
Richard Strauss: Ausgewählte Orchesterlieder
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Richard Wagner: Auszüge aus „Götterdämmerung“
Der Auftakt mit Webern war süffig, Musik irgendwo zwischen Spätromantik und Hollywood, zwischen Pastorale und Stravinsky. Beschwingt, üppig, vollmundig und doch recht leicht … wird gewiss kein Lieblingsstück, scheint aber auch mit Weberns wichtigeren Werken (auf die ich sehr gespannt bin, grösstenteils noch in völliger Unkenntnis, gut Ding will eben Weile haben) auch wenig gemein zu haben.
Nach einer Viertelstunde folgte dann der Grund, warum ich in die Tonhalle: Anja Harteros mit Orchesterliedern von Richard Strauss. Der Reihe nach gab es:
Die heiligen drei Könige aus dem Morgenland Op. 56/6Die vier letzten Lieder hatte sie ein oder zwei Saisons früher unter dem neuen/bald-schon-nicht-mehr Chefdirigenten Lionel Bringuier gegeben, das hatte ich leider verpasst. Dieses Mal gab es andere Lieder unter dem schottischen Kapellmeister Donald Runnicles, der sein Tonhalle-Debut wohl letzte Saison gab (und am Donnerstag beim ersten von zwei identen Programmen bei Webern anscheinend abbrach, um nochmal von vorne anzusetzen – es habe, so der Rezensent der NZZ, fast nach dem Neutöner Webern geklungen, wo es dies eben gerade nicht tun sollte).
Meinem Kinde Op. 37/3
Waldseligkeit Op. 49/1
Ruhe, meine Seele Op. 27/1
Morgen! Op. 27/4
Zueignung Op. 10/1
encore: Morgen! Op. 27/4
Runnicles‘ Dirigat war etwas gar gradlinig, etwas ruppig auch, nicht sehr auf Nuancen aus, was sich dann im Wagner bemerkbar machte, doch die Lieder mit Harteros gelangen wunderbar, die Solo-Violine (Andreas Janke wohl, wenn es denn derselbe war wie am Donnerstag, wovon ich mal ausgehe) war klasse, die Zartheit in „Meinem Kinde“ (mit kammermusikalischer Begleitung) bezaubernd. Harteros brachte selbst das zarteste Pianissimo perfekt – was für eine Stimme! Mein Highlight war erwartungsgemäss „Morgen“, das sie dann als Zugabe noch einmal sang – und es gelang ihr eine noch berührendere, noch zartere Version.
Nach der Pause dann Wagner, Auszüge aus der „Götterdämmerung“. Zum Einstieg Siegfrieds Rheinfahrt, dann Siegfrieds Tod und der Schluss des dritten Aktes. Wuchtige Musik, sehr beeindruckend besonders der mittlere Teil – aber eben: irgendwie auch etwas durchgespielt, zwar mit sattem Orchesterklang (da hat Bringuier für diese Art Musik wohl schon etwas geholfen, auch wenn dafür anderswo die Sensibilität etwas abnahm) aber ohne richtige Führung – es fehlte die Strenge und Unbedingtheit, die bei dieser Musik so nötig ist bzw. sie zum echten Rausch-Erlebnis macht (dieses fand so halbwegs statt, aber am Ende war es halt verpufft).
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