Isabelle Faust, Jean-Guihen Queyras, Alexander Melnikov: Schumann, Sciarrino, Schubert - Tonhalle Zürich, 17. April 2016

17. April - Kammermusik-Soiree - Kleiner Saal, Tonhalle, Zürich

Isabelle Faust - Violine
Jean-Guihen Queyras - Violoncello
Alexander Melnikov - Klavier

ROBERT SCHUMANN: Klaviertrio Nr. 1 d-Moll op. 63
SALVATORE SCIARRINO: Trio Nr. 2 (1987)

FRANZ SCHUBERT: Klaviertrio Nr. 1 B-Dur op. 99 D 898

Zugabe: SCHUMANN: Klaviertrio Nr. 2 F-Dur op. 80 - III. In mässiger Bewegung

Sehr schöner Abend, ganz wie erhofft - und dass es nach der Pause Schubert statt des angekündigten ersten Klaviertrios von César Franck gab war am Ende wohl eher zu begrüssen (obgleich ich schon an Francks Trio interessiert gewesen wäre, zumal ich die vier frühen Klaviertrios nicht kenne). Wie die drei gemeinsam muszierten war wunderbar anzuschauen und anzuhören - sie tun das ja nicht als zusammengewürflete "All Stars" sondern mit Plan, Absicht und Beharrlichkeit seit Jahren. Es herrschte sichtlich gelassene Stimmung auf der Bühne, Queyras machte zu Beginn eine Ansage zur Programmänderung (anscheinend lagen Zettel auf, aber bis ich aufkreuzte waren die weg), als sie in der ersten Hälfte zu Sciarrino wiederkehrten, hatte Faust irgenwelche Probleme mit der unförmigen überformatigen Partitur - Melnikov grinste im Hintergrund und hielt sein Tablet in die Höhe ... das Stück von Sciarrino kam beim Rentnerpublikum (in 10 Jahren werden noch 20 Leute da sein, um an solche Konzerte zu gehen ... aber gut, bei Orchesterkonzerten oder Klavier-Rezitalen sieht es besser aus, Kammermusik scheint was für alte bis scheintote Leute zu sein, leider) nicht gut an, es gab Getuschel, etwas Gehuste, Rumgerutsche auf den Sitzen - aber ich fand es klasse, auch mal was Zeitgenössisches (na ja, 1987, immerhin) im Konzert zu hören. Grossteils bestand es aus Obertönen der Geige und des Cellos, die allerlei Reminiszenzen an Alltagsgeräusche und Vogelgezwitscher weckten und immer wieder ganz bezaubernd zusammenfanden und -klangen.

Das romantische, intensive Schumann-Trio und danach das irgendwie heiter-abgeklärte D 898 von Schubert mit seinen üppigen Beethoven-Anklängen ergaben einen tollen Kontrast. Schumann brütend, dicht, manchmal ziemlich dissonant und komplex, Schubert daneben für einmal ziemlich heiter (klar, ich mag D 929 auch etwas lieber, aber am Ende ist es doch fast schon beruhigend, auch vom späten Schubert noch ein Werk zu haben, das nicht so düster und brütend ist, nicht?) und klar, noch nahezu klassisch, oft sehr tänzerisch und leicht - und raffiniert in der Aufteilung der Stimmen: Während Schumann eher alles zugleich aufschichtet, treten vor allem Geige und Cello bei Schubert immer wieder - manchmal abrupt und überraschend - in den Dialog.

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