Musikalische Leitung: Gianandrea Noseda
Inszenierung: Calixto Bieito
Bühne: Rebecca Ringst
Kostüme: Ingo Krügler
Lichtgestaltung: Franck Evin
Video-Design: Sarah Derendinger
Choreinstudierung: Jürg Hämmerli
Dramaturgie: Beate Breidenbach
Renata: Ausrine Stundyte
Ruprecht: Leigh Melrose
Die Wirtin: Liliana Nikiteanu
Mephistopheles, Agrippa von Nettesheim: Dmitry Golovnin
Wahrsagerin, Äbtissin: Agnieszka Rehlis
Inquisitor: Pavel Daniluk
Faust: Stanislav Vorobyov
Jakob Glock, Arzt: Iain Milne
Mathias Wissmann, Der Wirt: Andrzej Filonczyk
Knecht: Dimitri Pkhaladze
Zwei Nonnen: Soyoung Lee, Deniz Uzun
Graf Heinrich / Der Vater: Ernst Alisch
Sechs Schwestern: Julie Bartholomew, Caroline Fuss, Verena Hasselmann, Rosa Maria Hernandez, Laura Missuray, Hao Zhang
Philharmonia Zürich
Chor der Oper Zürich
http://www.opernhaus.ch/vorstellung/detail/der-feurige-engel-07-05-2017-18710/
Gerade aus der Vorstellung zurück … keine Ahnung, was ich davon
insgesamt wirklich halten soll. Den einen habe ich es ja schon erzählt,
krasse drei Tage hinter mir, in die Oper hätte ich nicht auch noch
müssen, kämpfte leider auch immer wieder gegen den Schlaf. Da kann aber
das Stück schon auch einiges dafür, denn damit lässt sich wohl kaum
Theater machen, Bieito ist diesbezüglich jedenfalls trotz alles in allem
völlig okayer Inszenierung gescheitert – was mir aber auch recht egal
ist, wenn die musikalische Seite passt. Und das tat sie zweifellos!
Einerseits ist da das Stück an sich, massig, laut, dissonant, enorm
faszinierend, mit einer halsbrecherischen Hauptrolle, die Ausrine
Stundyte wirklich souverän sang (Leigh Melrose als Ruprecht war nicht
viel weniger gefordert), dann war da das für Opernverhältnisse sehr
gross besetzte Orchester unter Noseda – und auch das erstklassig. Dass
die Oper in zwei Stunden ohne Pause durchgespielt wurde, fand ich
grossartig, das sollte man viel öfter machen, ich würde das wohl wie bei
vernünftigen Kinos halten, bis 140 oder 150 Minuten macht man durch
(aber die alten Leute, ich weiss, ich weiss … und die Einnahmen durch
den Verkauf überteuerter Getränke fallen obendrein auch noch weg, die
wohl im grossen Ganzen keine Rolle spielen, aber dennoch …
Mehr zur Inszenierung berichtete die NZZ vor ein paar Wochen nach der Premiere:
https://www.nzz.ch/feuilleton/erstmals-am-opernhaus-zuerich-der-feurige-engel-von-sergei-prokofjew-lichtgestalt-und-kinderschaender-ld.1291415
Eine schlüssige Regie kann man da wohl erkennen, die Drehbühne mit
mehreren Etagen und verschiedenen Räumen, offenen wie
klaustrophobischen, war nett anzusehen, das Lichtdesign auch ziemlich
toll, die Atmosphäre als Ganzes durchaus stimmig … aber das Stück bleibt
nach meinem Empfinden doch eine Erzählung, da ist fast nur Statik,
Tableau nach Tableau, dass sich etwas dreht und die Nebenrollen sich auf
den Ebenen hoch und runter und durch Türen und um Säulen bewegen
suggerierte nur eine Richtung, die es als Faktum auf der Bühne eben doch
nicht gab.
Aber gut, allein der Musik wegen lohnenswert, gar keine Frage.
Da dies meine allererste Begegnung mit einer Oper von Prokofiev war,
die Frage: was gibt es für Aufnahmen, die man sich gönnen müsste? Ich
habe keine einzige Einspielung im Regal, ob man’s glaubt oder nicht.
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Verdi: Macbeth (Jenis, Serjan; Noseda; Kosky) - Opernhaus Zürich, 26. Mai 2017
Giuseppe Verdi: Macbeth
Musikalische Leitung: Gianandrea Noseda
Inszenierung: Barrie Kosky
Bühne und Lichtgestaltung: Klaus Grünberg
Bühnenbildmitarbeit: Anne Kuhn
Kostüme: Klaus Bruns
Choreinstudierung: Ernst Raffelsberger
Dramaturgie: Claus Spahn
Macbeth: Dalibor Jenis
Banco: Wenwei Zhang
Lady Macbeth: Tatiana Serjan
Kammerfrau der Lady Macbeth: Hamida Kristoffersen
Macduff: Joshua Guerrero
Malcolm: Otar Jorjikia
Arzt: Reinhard Mayr
Diener Macbeths, Mörder: Timm de Jong
Drei Erscheinungen: Astrid Hänggi, Linda Carmen Schmid, Mamuka Tepnadze
Philharmonia Zürich
Chor der Oper Zürich
Zusatzchor der Oper Zürich
SoprAlti der Oper Zürich
Statistenverein am Opernhaus Zürich
—
Gestern die letzte Aufführung der Wiederaufnahme des „Macbeth“, der in er letzten Saison unter Teodor Currentzis zur Aufführung kam (ich wollte schon damals hin). Eine grossartige Inszenierung mit minimalistischem Bühnenbild, einer Art Tunnel aus Lichtern im Schwarz der tiefen Bühne, leicht ansteigend und sich nach hinten verengend. Dazu zwei Stühle, ein paar Tote und ein paar „lebende“ Raben und zwei Dutzend mehr oder minder nackte Statist_innen. Regisseur Barrie Kosky deutet das Drama psychologisch, die Hexen und Geister entspringen der Einbildung des mordlüsternen Paares und erklingen folgerichtig aus dem Off. Es gibt zum Glück keine politische Deutung, die Chorszene – sollte sie an den Erfolg des Gefangenenchores aus „Nabucco“ anknüpfen? – bleibt recht farblos und musikalisch eine der am wenigsten prägnanten Szenen. Das liegt aber nicht am Orchester oder an Maestro Gianandrea Noseda. Das Orchester beweist nämlich einmal mehr, dass es mit italienischer Oper perfekt umzugehen weiss, nur mit dem Chor gibt es da und dort ein paar Koordinationsprobleme – kein wunder, ist dieser doch meist unsichtbar entweder im Schwarz am Bühnenrand oder auf den ganzen Raum verteilt, auch hinter dem Publikum, was zu sehr tollen Effekten führt – und nebenbei dazu, dass man nicht weiss, woher diese Stimmen kommen, die man da hört, ganz wie Macbeth mit seinen Geistern.
Tatiana Serjan und Dalibor Jenis sind als mordendes Königspaar grossartig, sie wissen auch mit dem kargen Set bestens umzugehen – Handlung gibt es praktisch nicht, da eben vieles als Projektion, als Wahn inszeniert wird bzw. auch einfach offen – und: buchstäblich – in den Raum gestellt wird. Die Musik findet dafür umso mehr statt, man fokussiert ganz auf sie, und die Effekte, die Verdi ansteuert, besonders in den ersten beiden Akten, sind manchmal sehr überraschend. Szene für Szene ist die ganze Oper sehr nuanciert aufgebaut, und wenn am Ende eine Fuge erklingt, hört man den Meister über dem düsteren Totentanz aus dem Off lachen. Oder war das auch wieder nur eine Stimme in meinem Kopf?
Die zweite Hälfte fand ich insgesamt etwas schwächer, allerdings bewältigte Serjan die Wahnsinnsszene auf sehr beeindruckende Weise. Den Chor, wie gesagt, hätte es nicht gebraucht – ich habe mich sogar gefragt, ob man das Stück nicht umschreiben könnte, indem man die ganze Szene einfach streicht, das Werk auf zwei Stunden rafft und ohne Pause durchspielt. Das könnte durchaus die Wirkung einer guten Inszenierung z.B. von Strauss‘ „Elektra“ entfalten und gerade in dieser düsteren Nacht-Inszenierung ist die Beklemmung gross – und verfliegt in der Pause schon völlig, kann danach nicht nahtlos fortgesetzt werden und wird von der Chor-Szene mit ihrem albern scheinenden Pathos dann nochmal aufgehalten.
Aber gut, am Ende bleibt diese Inszenierung ein Ereignis, keine Frage!
Musikalische Leitung: Gianandrea Noseda
Inszenierung: Barrie Kosky
Bühne und Lichtgestaltung: Klaus Grünberg
Bühnenbildmitarbeit: Anne Kuhn
Kostüme: Klaus Bruns
Choreinstudierung: Ernst Raffelsberger
Dramaturgie: Claus Spahn
Macbeth: Dalibor Jenis
Banco: Wenwei Zhang
Lady Macbeth: Tatiana Serjan
Kammerfrau der Lady Macbeth: Hamida Kristoffersen
Macduff: Joshua Guerrero
Malcolm: Otar Jorjikia
Arzt: Reinhard Mayr
Diener Macbeths, Mörder: Timm de Jong
Drei Erscheinungen: Astrid Hänggi, Linda Carmen Schmid, Mamuka Tepnadze
Philharmonia Zürich
Chor der Oper Zürich
Zusatzchor der Oper Zürich
SoprAlti der Oper Zürich
Statistenverein am Opernhaus Zürich
—
Gestern die letzte Aufführung der Wiederaufnahme des „Macbeth“, der in er letzten Saison unter Teodor Currentzis zur Aufführung kam (ich wollte schon damals hin). Eine grossartige Inszenierung mit minimalistischem Bühnenbild, einer Art Tunnel aus Lichtern im Schwarz der tiefen Bühne, leicht ansteigend und sich nach hinten verengend. Dazu zwei Stühle, ein paar Tote und ein paar „lebende“ Raben und zwei Dutzend mehr oder minder nackte Statist_innen. Regisseur Barrie Kosky deutet das Drama psychologisch, die Hexen und Geister entspringen der Einbildung des mordlüsternen Paares und erklingen folgerichtig aus dem Off. Es gibt zum Glück keine politische Deutung, die Chorszene – sollte sie an den Erfolg des Gefangenenchores aus „Nabucco“ anknüpfen? – bleibt recht farblos und musikalisch eine der am wenigsten prägnanten Szenen. Das liegt aber nicht am Orchester oder an Maestro Gianandrea Noseda. Das Orchester beweist nämlich einmal mehr, dass es mit italienischer Oper perfekt umzugehen weiss, nur mit dem Chor gibt es da und dort ein paar Koordinationsprobleme – kein wunder, ist dieser doch meist unsichtbar entweder im Schwarz am Bühnenrand oder auf den ganzen Raum verteilt, auch hinter dem Publikum, was zu sehr tollen Effekten führt – und nebenbei dazu, dass man nicht weiss, woher diese Stimmen kommen, die man da hört, ganz wie Macbeth mit seinen Geistern.
Tatiana Serjan und Dalibor Jenis sind als mordendes Königspaar grossartig, sie wissen auch mit dem kargen Set bestens umzugehen – Handlung gibt es praktisch nicht, da eben vieles als Projektion, als Wahn inszeniert wird bzw. auch einfach offen – und: buchstäblich – in den Raum gestellt wird. Die Musik findet dafür umso mehr statt, man fokussiert ganz auf sie, und die Effekte, die Verdi ansteuert, besonders in den ersten beiden Akten, sind manchmal sehr überraschend. Szene für Szene ist die ganze Oper sehr nuanciert aufgebaut, und wenn am Ende eine Fuge erklingt, hört man den Meister über dem düsteren Totentanz aus dem Off lachen. Oder war das auch wieder nur eine Stimme in meinem Kopf?
Die zweite Hälfte fand ich insgesamt etwas schwächer, allerdings bewältigte Serjan die Wahnsinnsszene auf sehr beeindruckende Weise. Den Chor, wie gesagt, hätte es nicht gebraucht – ich habe mich sogar gefragt, ob man das Stück nicht umschreiben könnte, indem man die ganze Szene einfach streicht, das Werk auf zwei Stunden rafft und ohne Pause durchspielt. Das könnte durchaus die Wirkung einer guten Inszenierung z.B. von Strauss‘ „Elektra“ entfalten und gerade in dieser düsteren Nacht-Inszenierung ist die Beklemmung gross – und verfliegt in der Pause schon völlig, kann danach nicht nahtlos fortgesetzt werden und wird von der Chor-Szene mit ihrem albern scheinenden Pathos dann nochmal aufgehalten.
Aber gut, am Ende bleibt diese Inszenierung ein Ereignis, keine Frage!
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