Monteverdi: L’Orfeo (Adam, Blaziková, Buratto, Zanasi; Gardiner) - Luzern, KKL, 22. August 2017

Krystian Adam – Orfeo
Hana Blažiková – La Musica, Euridice
Kangmin Justin Kim – Speranza
Anna Dennis – Ninfa
Lucile Richardot – Messaggiera
Francesca Boncompagni – Proserpina
Gianluca Buratto – Caronte, Plutone
Furio Zanasi – Apollo
und weitere Solisten

English Baroque Soloists
Monteverdi Choir
Sir John Eliot Gardine
r – Dirigent und Regie
Elsa Rooke – Regie

Eine Epiphanie, nichts geringeres, war die Aufführung von Monteverdis „L’Orfeo“ unter der Leitung von John Eliot Gardiner. Phantastisch gesungen und gespielt – „halbszenisch“ war perfekt, die Sänger bewegten sich auf der leeren Bühne vor und hinter dem Orchester sowie im Mittelgang zwischen den zwei Gruppen: links Streicher und Continuo mit zwei Theorben/Chitarronen, Cello, Cembalo/Orgel und Harfe, rechts Bläser und Continuo mit zwei Theorben/Chitarronen, Cello, Bass, Fagott. Auch die leeren Sitzreihen hinter der Bühne wurden manchmal bespielt (von den Blechbläsern, von Apoll im fünften Akt), ebenso wurde – zum Aufmarsch zu Beginn, später für die Messagiera, die die traurige Nachricht vom Tod Euridicens überbringt, ebenso wie für das Echo, der Zuschauerraum (Parkett und Galerien) miteinbezogen. Das Fehlen von Bühnenbildern in Kombination mit den dezenten Kostümen und der guten Regie hatte eine grossartige Wirkung und potenzierte für mein Empfinden noch die Wirkung, weil eben tatsächlich die Musik gewissermassen nackt ins Zentrum gestellt wird, sie aber doch nicht einfach konzertant-trocken vorexerziert wurde. Im Gegenteil, gerade in dem kargen Rahmen konnte sie sich erst völlig entfalten. Die Sängerinnen und Sänger waren allesamt gut bis super, Krystian Adam ein feiner aber überzeugender Orfeo, Hana Blaziková eine sehr zarte, ebenso überzeugende Euridice – und als Musica im Prolog begleitete sie sich natürlich gleich selbst an der Harfe (einem kleinen Instrument, das wohl die „gotische“ Harfe ist, die im deutschen Wiki-Eintrag erwähnt wird).

Der Klang im KKL – ich sass wieder oben links auf Höhe der Bühnenkante – ist wirklich grossartig, wie schon bei Holliger/Kopatchinskaja schien der seitliche Platz (diesmal sass ich noch eine Etage höher in der zweiten Galerie) weit vorn überhaupt keine Nachteile zu bringen, und im Vergleich mit der Matthäuspassion, ebenfalls mit Gardiner und im KKL letztes Jahr, wo ich in der Mitte des Parketts sass, war es in der Höhe auch ordentlich laut – so gesehen war die Platzwahl ungeplant (es ging eben auch darum, rechtzeitig ein günstiges Ticket zu ergattern, was gar nicht einfach war) perfekt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen